Autor(en):
Thomas Feltes

Institution:
Ruhr-Universität Bochum

Titel:
Polizeiliche Verfolgungsfahrten und der „Jagdinstinkt“

Zusammenfassung:
Polizei & Wissenschaft 2/2011, S. 15-23

Der Beitrag befasst sich mit dem psychologischen und gruppendynamischen Phänomen des sog. Jagdfiebers, seiner Auswirkung auf polizeiliches Handeln und der rechtlichen Würdigung von Verfolgungsfahrten und Schusswaffengebrauch. Bei der Verfolgung flüchtender Täter kommt es auch in Deutschland häufig zu wilden Verfolgungsfahrten mit Schusswechseln und oder Unfällen. Ausschlaggebend für das Ausmaß einer Verfolgungsjagd ist dabei nicht unbedingt die Schwere des Delikts. Auch geringe Ordnungswidrigkeiten führen in manchen Fällen zu Verfolgungsfahrten mit stark erhöhter Geschwindigkeit und Schusswaffengebrauch seitens der Polizisten. Das polizeiliche Handeln in diesen Fällen ist eklatant rechtswidrig. Eine Ursache für diese Entgleisung der Beamten wird in der Überlagerung rationaler Erwägungen durch emotionale Aspekte gesehen. Hierauf sollte in der polizeilichen Aus- und Fortbildung noch stärker als bisher eingegangen werden. Im Sinne eines transdisziplinären, handlungsorientierten Lernens muss die Einsicht vermittelt werden, dass die Durchsetzung des staatlichen Strafanspruchs dort an seine Grenzen stößt, wo unbeteiligte Dritte, und möglicherweise auch der Täter selbst zu Schaden kommen können.